ANALYSE UND SYNTHESE

ANALYSE UND SYNTHESE

Als Einleitung zur Dokumentation dieses Kolloquiums empfehlen wir Ihnen die Lektüre dieser von Claudine Rigal verfaßten Zusammenfassung. Wir haben sie in ihrer Eigenschaft als Teilnehmerin am gesamten Kolloquium und als Redakteurin der Abstracts der Vorträge darum gebeten.

Diese Präsentation ist das Ergebnis einer Analyse und einer Synthese der wichtigsten Elemente des Kolloquiums, erhellt vom Licht mehrerer Jahre Erfahrung auf diesem Gebiet. Sie stellt weder den Anspruch, vollständig zu sein, noch, die einzige mögliche Darstellung zu sein. Sie will einfach nur ein Beitrag zu einer besseren Beurteilung und einer besseren Berücksichtigung des Sekteneinflusses auf dem Gebiet der Gesundheit leisten.

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« Ihre Gesundheit interessiert uns » ist der aktuelle Slogan zahlreicher Sekten. Die Gesundheit ist tatsächlich eines der hauptsächlichsten Gebiete, auf dem von sektiererischen Gruppen investiert und welches von ihnen in Beschlag genommen wird, um ihre Hand nach den Individuen und der Gesellschaft auszustrecken.

Dieses Kolloquiums hatte als Ziel:

  • eine Synthese der Ausbreitung des Sekteneinflusses im medizinischen Bereich in Europa,
  • die Darstellung der Art und Weise, wie die mit FECRIS verbundenen Vereinigungen diesen Einfluß wahrnehmen,
  • die Darstellung der Art und Weise, wie die Behörden ihn wahrnehmen,
  • die Darstellung konkreter Vorschläge.

Es bot seine Bühne 15 Sprechern aus 13 europäischen Ländern an: Belgien – Deutschland – Finnland – Frankreich – Irland – Österreich – Russland – Schweden – Serbien – Slowakei – Spanien – Ukraine – Vereinigtes Königreich. Die Zuhörerschaft bestand aus etwa hundert Teilnehmern aus 16 Ländern.

Die Sprecher waren alle Fachleute mit höherer Ausbildung,

 

  • Davon zwei Drittel auf medizinischem oder wissenschaftlichem Gebiet :
    • 5 Mediziner
    • 3 Fachärzte für Psychiatrie oder Neuropsychiatrie
    • 1 Pharmakologe und Fachmann für Ethik
    • 1 Ingenieurin und Abgeordnete, also Politikerin
  • Das andere Drittel der Sprecher bestand aus :
    • 2 Juristen
    • 2 Professoren der Philosophie
    • 1 Professor der Soziologie
  • Mindesten fünf der Sprecher hatten Funktionen an Universitäten :
    • Medizinische Universität Wien (Österreich)
    • Medizinische Fakultät von Nizhniy Novgorod (Russland)
    • Medizinische Fakultät von Marseille (Frankreich)
    • Universität Dublin (Irland)
    • Universität Belgrad (Serbien)
  • Sechs der Sprecher waren auch mit Aufgaben oder der Zusammenarbeit in spezialisierten Strukturen des Studiums des Sektierertums und der Hilfe für Opfer beauftragt:
    • AVPIM : Association des Victimes des Pratiques Illégales de la Médecine – Belgien
    • St. Iranaeus of Lyon Center of Religious Studies – Russland
    • AGPF : Aktion für geistige und psychische Freiheit e.V., Bonn – Deutschland
    • AIS : Atencion e Investigacion de Socioadicciones, Barcelone, Spanien
    • UVSC : Institut für Staat-Kirche Beziehungen – Slowakei
    • FPPS : Family and Personality Protection Society – Ukraine
  • Drei der Sprecher waren Referenten bei Regierungen oder Regierungsstellen über Sektenprobleme:
    • Belgien : Dr. Berliner, Mitglied des Centre belge d’Information et d’Avis sur les Organisations Sectaires Nuisibles (CIAOSN)
    • Österreich : Prof. Friedrich, Berater der Regierung
    • Frankreich : Dr. Grunwald, Mitglied des Orientierungsrates der MIVILUDES (Mission Interministérielle de Vigilance et de Lutte contre les Dérives Sectaires) und emeritierter Generalsekretär des Conseil national de l’Ordre des Médecins (Vorstand der Ärztekammer)
  • Schließlich übt eine Sprecherin wichtige Verantwortungen auf dem Gebiet der Politik und der Verteidigung der Menschenrechte aus:
    • Slowakei : die Abgeordnete Mária Sabolová, Mitglied des Nationalrats der Slowakischen Republik und Präsidentin des Administrationsrats des Slowakischen Nationalzentrums für die Rechte der Menschen, der Nationalitäten und das Statut der Frauen

 

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Das Thema « Gesundheit und Sekteneinfluß » wurde so Gegenstand einer interdisziplinären Behandlung. Das Problem wurde so vom medizinischen, wissenschaftlichen, psychologischen und juristischen Standpunkt aus behandelt. Es profitierte auch von einer politischen Beleuchtung, einer ethischen Analyse und einer philosophischen Betrachtung.

Diese Vielfalt der Disziplinen erlaubte die Entwicklung der folgenden Themen:

  • die Entwicklung des Konzepts der Gesundheit
  • komplementäre und alternative Medizinen
  • Psychotherapien und der Psychomarkt
  • Sekten unter medizinischer Verkleidung und ihre Kennzeichen
  • Beziehungen zwischen Sekten und komplementären bzw. alternativen Medizinen
  • Beziehungen zwischen Sekten und ihren Anhängern, insbesondere die Abhängigkeit und das gesunde Denken
  • Beziehungen zwischen Sekten und Psychopathologien
  • Beziehungen zwischen Sekten und Behörden
  • Beziehungen zwischen komplementären alternativen Medizinen und Religionen
  • die Europäische Konvention der Menschenrechte bezüglich Gesundheit und Ethik
  • die Sekten und das Gesetz
  • der Psychomarkt und das Gesetz
  • die europäische Zusammenarbeit der Schutzvereinigungen
  • und schließlich die Tätigkeit dieser Organisationen auf nationaler und europäischer Ebene.

Das Kolloquium zeichnete sich auch durch die Vielfalt der Zugänge zum Problem Sekten/Gesundheit aus. Es ermöglichte:

  • die Darstellung von Beobachtungen:
    • von bestimmten Angehörigen sektiererischer Gruppen: Prof. Dvorkin und Prof. Petrovic
    • von anderen Angehörigen bestimmter Opfer dieser Strukturen:
      Dr. Berliner, Mária Sabolová, Dr. Armogathe/D. Pachoud
  • die Darstellung von Forschungsarbeiten bezüglich:
    • der Sucht: Dr Jansà/M. Perlado
    • des gesunden Denkens: Prof. Volkov
    • psychiatrischer Probleme ehemaliger Mitglieder: Dr. Swartling
    • komplementärer und alternativer Medizinen: Dr. Ernst
  • die Präsentation von Analyseergebnissen :
    • pschiatrische über Sekten yund Psychopathologien : Prof. Friedrich
    • juristische über die Europäische Menschenrechtskonvention : Esko Rimpi
    • ethische über die Beziehungen KA/Religionen : Donal P.O’Mathuna
    • und philosophische über das Konzept der Gesundheit : Prof. Le Coz
  • die Darstellung von begleitenden Maßnahmen:
    • das Psychomarktgesetz: Ingo Heinemann,
    • im Rahmen der Ausübung der Medizin: Dr. Grunwald
    • und Vorschläge bezüglich des Berufs der Psychotherapeuten: Dr. Armogathe.

Dies drückte sich durch eine breite Palette von Zeugnissen, Analysen und Meinungen aus. Diese Vielfalt hatte ihre Wurzel in der Verschiedenheit der Erfahrungen, der Bezugssysteme oder der Empfindlichkeiten. Dieser demokratische Ausdruck gestattete lebhafte und bisweilen heftige Debatten.

BILANZ DER SITUATION

Alle europäischen Länder machen einhellig dieselbe beunruhigende Feststellung:
Dieses Phänomen, das überall schon sehr bedeutend ist, nimmt ständig an Umfang und Vielseitigkeit zu.

Die Bedeutung des Sekteneinflusses auf dem Gebiet der Gesundheit ergibt sich aus:

  • den zahlreichen auf diesem Gebiet tätigen sektiererischen Strukturen,
  • dem holistischen Charakter der Versprechungen, die von diesen Gruppen gemacht werden, die sich nicht nur auf die körperliche, sondern auch auf die psychische und vielfach sogar auf die spirituelle Gesundheit beziehen,
  • der großen Vielfalt der durch diese manipulativen Gruppen als Köder benützten Vorschläge,
  • der außerordentlichen Vielfalt der Techniken und Methoden, die durch diese sektiererischen Strukturen verändert oder erzeugt werden; wir erinnern uns an die deutliche Vorliebe der Sekten für komplementäre und alternative Medizinen, besonders derer bezüglich Energien,
  • der Vielzahl und die Schwere der Schäden, welche durch diesen Sekteneinfluß den Opfern und der Gesellschaft zugefügt werden.

Die Ausbreitung erfolgt zugleich mit einer Diversifikation des Phänomens, das gleichzeitig hinzielt auf:

  • eine Diversifikation der betreffenden sektiererischen Strukturen; angesichts der großen internationalen (z.B. Scientology, Zeugen Jehovas, Transzendentale Meditation) und nationalen Sekten (z.B. Sanatan in Serbien, die Kirche des Neuen Testaments in Russland) vervielfacht sich in exponentieller Weise eine Myriade von Mikrostrukturen, die sich häufig um einen selbsternannten Therapeuten und Führer sammelt,
  • um an diesen letzten Punkt anzuschließen, eine Diversifikation der Akteure der Anwendung des Sekteneinflusses. Ärzte, Krankenpfleger und paramedizinisches Personal haben in sektiererischen Gruppen stets eine Schlüsselrolle. Dort treten sie als Anwerber, Lehrer und Praktiker auf. In allen Fällen bedienen sie sich der wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit ihrer Diplome, ihrer Funktionen und des Vertrauens der Patienten, um sie in sektiererische Bahnen hineinzuziehen. An der Seite dieser Gesundheitsfachleute gibt es, wie wir beschreiben werden, immer mehr Personen ohne seriöse Ausbildung, die sich selbst zu Therapeuten, Praktikern oder Heilern ernennen.
  • eine Diversifikation des betreffenden Bereichs. Das Gebiet der Psychotherapie wurde zu einem der auserwählten Ziele manipulativer Gruppen.
  • eine Diversifikation der Kategorien der Personen, auf die man es abgesehen hat: Zum Beispiel bestimmte Kinder, die von der Gruppe Kryeon vergöttlicht und « Indigokinder » genannt werden.
  • eine Diversifikation der benützten Methoden und Techniken, sehr oft okkulter Natur und bar jeder wissenschaftlichen, universitären oder institutionellen Gültigkeit

Die Teilnehmer an diesem Kolloquium haben einhellig das fast allgemeine Fehlen der Bildung von Psychiatern und Psychologen auf dem Gebiet des Sektentums bedauert.

Das Kolloquium hat es auch erlaubt, bestimmte begünstigende Elemente für das Eindringen des Sektentums in den Gesundheitsbereich in Erinnerung zu bringen:

  • So werden die Investitionen manipulativer Gruppen im Therapiebereich durch die Unzulänglichkeit des ethischen Rahmens dieser Praktiken und durch das Fehlen eines Vertragsgesetzes für den Psychomarkt begünstigt.
  • So ist die Verstrickung von Pflegepersonal in bestimmte sektiererische Gruppen teilweise eine Folge des Fehlens oder der ungenügenden Kenntnisnahme ihrer Leiden, was sie für Vorschläge neuer alternativer Therapien und neuer Möglichkeiten, die diese versprechen, anfällig macht.
  • So ist die wahrhaftige Inflation von an die Gesundheit geknüpften sektiererischen Vorschlägen in Russland die direkte Folge der Unzulänglichkeit und Ungeeignetheit des Gesundheitssystems dieses Landes.
  • Schließlich wurzelt ganz allgemein diese Art von sektiererischer Expansion in unseren westlichen Gesellschaften in der leidenschaftlichen Psychologisierung der Krankheiten und in der modernen holistischen Konzeption der Gesundheit, die 1947 auf internationaler Ebene durch die Definition der Weltgesundheitsbehörde (WHO) offiziell anerkannt und seitdem durch die Strömungen des New Age stark propagiert wurde.

WAHRNEHMUNG DURCH DIE BEHÖRDEN

Drei Ausdrücke können dies charakterisieren: heterogen, fortschreitend, ungenügend.

Diese Wahrnehmung ist zunächst durch eine große Heterogenität innerhalb der einzelnen Länder gekennzeichnet. Diese Berücksichtigung steht häufig mit der demokratischen Entwicklung des Landes, dem Alter des Sektenphänomens, den den Schutzvereinigungen zur Verfügung stehenden Mitteln und auch dem Grade der Sensibilisierung der Gesellschaft insgesamt in Beziehung. Je jünger die Demokratie ist, desto explosiver ist der sektiererische Ausdruck; je weniger Mittel die Vereinigungen haben, je weniger die Gesellschaft sensibilisiert ist und je weniger die Behörden reagieren, desto größer sind die Probleme. So haben die Vertreter Russlands, Serbiens und der Slowakei die Apathie ihres Landes bedauert. Einige Sprecher gingen sogar so weit, in wichtigen Fragen heimliches Einverständnis zwischen einigen Sekten und einigen Behörden anzuprangern.

Zum Beispiel hat in Serbien das Gesundheitsministerium eine Zeitlang das „Komitee für den spirituellen Zusammenhalt und die Unbesiegbarkeit der Bürger“ unterstützt, eine Tarnorganisation der Transzendentalen Meditation.

In Kasachstan und Kirgisistan hat die Unterstützung der „first ladies“ dieser Länder die Einrichtung der Valeologie (der Wissenschaft von der Gesundheit der Sekte des Porfiry Ivanov) in Schulen, Waisenhäusern und in der Armee unterstützt.

Professor Dvorkin hat auch die Interventionen hoher amerikanischer verantwortlicher Politiker bei einigen Behörden seines Landes angeprangert.

Die Berücksichtigung des Sektenphänomens in der Gesundheit durch Behörden ist auch durch die Existenz von unleugbaren Fortschritten charakterisiert. Unter diesen zahlreichen Fortschritten sind zu erwähnen:

  • in Deutschland das Projekt eines Vertragsgesetzes für den Bundestag, ein Projekt, das dem Bundestag unterbreitet werden soll (Herr Heinemann) [diese Unterbreitung ist jedoch vorläufig am Einspruch des Bundesrats gescheitert, Anm.d.Übers.].
  • in Österreich, Belgien und Frankreich die Anwesenheit von Ärzten unter den Referenten bezüglich des Sektenphänomens bei ihrer Regierung (Prof. Friedrich, Dr. Berliner und Dr. Grunwald).
  • in Frankreich das Gesetz vom 12. Juni 2001, genannt Gesetz About-Picard, das den Mißbrauch von Schwäche bestraft und das auf im Bereich der Gesundheit begangene Mißbräuche anwendbar ist (Dr. Grunwald und Marie-José Aube-Lotte, beauftragte hohe Beamtin beim Direktor der kriminellen und Begnadigungs-Angelegenheiten in Frankreich),
  • in Frankreich die Schutzvorkehrungen, die vom Conseil de l’Ordre des Médecins [Ärztekammer, d.Übers.] gegenüber den sektiererischen Bewegungen und den nicht erprobten medizinischen Praktiken eingerichtet wurden (Dr. Grunwald).
  • in Frankreich auch die Arbeit, welche durch zwei aufeinander folgende Regierungsorganisationen, die MILS und die MIVILUDES, in Zusammenarbeit mit einigen Referenten des Conseil de l’Ordre des Médecins (Dr Grunwald) verrichtet wurde,
  • in Russland die Unterzeichnung von zwei Verträgen im Jahre 1996 durch das Gesundheitsministerium zum Kampf gegen die Sekten im öffentlichen Gesundheitswesen (Prof. Dvorkin),
  • in Serbien das Verbot von SANATAN, einer Sekte mit therapeutischer Fassade, jedoch mit tatsächlichen terroristischen Zielen, durch das Ministerium für Minderheiten (Prof. Petrovic),
  • in Serbien das Verbot durch die Kommission für die mentale Gesundheit, Transzendentale Meditation auf Geisteskranke anzuwenden,
  • in der Slowakei die Absicht der Abgeordneten Mária Sabolová, Mitglied des Nationalrats der slowakischen Republik, die Sektenprobleme auf die Tagesordnung zweier Aufsichtsorgane im Parlament zu setzen .

Angesichts der Tragweite, der Tiefe und der Diversifikation des sektiererischen Eindringens in das Gebiet der Gesundheit bleibt die Reaktion der Behörden in allen Ländern bei weitem ungenügend und sehr klar unangepaßt, trotz der bemerkenswerten Fortschritte, über die wir berichten werden.

SCHLUSSFOLGERUNG

Unter den wichtigsten Mängeln, über die während des Kolloquiums berichtet wurde, sind:

  • das Fehlen oder die mangelnde Eignung in fast allen Ländern einer gesetzlichen Regelung gegen Sektenwerbung von Funktionären oder Beamten in der Ausübung ihres Berufes, ganz besonders im Bereich der Betreuung von Behinderten,
  • das Fehlen eines Rahmens für psychotherapeutische Praktiken in fast allen vertretenen Ländern,
  • das Fehlen eines Vertragsgesetzes für den Psychomarkt in allen europäischen Ländern.

Aus diesen verschiedenen Feststellungen und Analysen ergaben sich eine Anzahl von Fragen und Vorschlägen. Wir führen hier die wichtigsten an:

  • die Bitte der Abgeordneten Mária Sabolová um Information und Unterstützung von UVSC, der einzigen slowakischen Regierungsstelle, die sich mit sektiererischen Bewegungen befaßt,
  • die Bitte dieser Abgeordneten um Zusammentreffen mit anderen Abgeordneten in anderen europäischen Ländern, die auf den Sektenbereich spezialisiert sind,
  • die Forderung nach Reglementierung des Berufs der Psychotherapeuten in allen Ländern. Die Schußfolgerungen des französischen Psychiaters Dr. Armogathe könnten als Diskussionselement dienen. Informationen könnten auch beim Organisme central de Protection des Consommateurs [Zentralstelle für Konsumentenschutz] in Brüssel und beim Office fédéral suisse de l’Economie [Bundeswirtschaftsamt der Schweiz] eingeholt werden, die bereits gegen einige Betrüger kämpfen,
  • die Forderung nach Maßnahmen zum Kampf gegen Sektenwerbung einiger Funktionäre. Das Statut der französischen öffentlichen Funktionen könnte als Arbeitsgrundlage dienen.

Wir halten auch als wichtige Vorschläge fest:

  • die Einrichtung eines Studienzentrums in Schweden über das Sektenphänomen, da ein solches dort noch nicht existiert (Dr. Swartling),
  • die Herausgabe eines Wörterbuchs über die Sekten für Behinderte (Mária Sabolová, Slowakei). Das französische Gesetz über die Rechte Kranker könnte einen Überlegungsrahmen dafür bieten,
  • die Einrichtung von Lehrgängen über das Sektenwesen in allen Ländern und besonders in der Slowakei für Psychologen und Ärzte mit ganz speziellen Bemühungen in Richtung der Psychiater,
  • die Entwicklung der Forschung über Gruppen mit psychologischer Manipulation, um sich auf eine größere Variabilität einzustellen und bessere therapeutische Lösungen anzubieten (Dr. Jansà/M. Perlado),
  • die Entwicklung der Forschung über das gesunde Denken und die Integration der letzten Entdeckungen der Psycho-Soziologie zu diesem Thema (Prof. Volkov),
  • die Errichtung eines europäischen Dokumentationszentrums auf Initiative der FECRIS (Prof. Dvorkin),
  • und schließlich der Wunsch, die FECRIS möge sich dafür einsetzen, daß auf der Ebene der europäischen Institutionen ein Psychomarktgesetz angenommen wird.

Das Problem Sekten/Gesundheit in Europa ein wahrhaftiges gesellschaftliches Problem und nicht, wie manche glauben lassen wollen, ein Trugbild oder ein folkloristisches und anekdotisches Mikrophänomen. Die Lösung dieses Problems kann daher nicht nur allein durch die Mobilisierung der Schutzvereinigungen erfolgen. Um wirksam zu sein, benötigt diese Lösung eine Entwicklung der Mentalitäten und behördliche Entscheidungen, welche der Gefahr, der es zu begegnen gilt, angemessen sind.

Claudine Rigal
Marseilles, März 2004